www.handball-world.com, Donnerstag · 10.03.2016 · 18:00 Uhr · PM DJK/MJC
Wenn der Kopf mit einem Mal zum Gegner wird, werden selbst die einfachsten Dinge plötzlich zu einer großen Herausforderung: Diesen Prozess durchliefen auch die Trierer Bundesliga-Handballerinnen in den vergangenen Monaten. Einfachste Dinge gelangen den Spielerinnen nur noch selten, der Blick auf die Tabelle tat weh, hinzu kamen Medien, Fans und das eigene Anspruchsdenken. Mit Miriam Moll entschied sich Vorstand Jürgen Brech eine Mentaltrainerin mit ins Boot zu holen und das mit Erfolg.
Das Lachen, es ist zurückgekehrt in die Gesichter der Trierer Bundesliga-Handballerinnen: Kein Wunder nach zwei Siegen in Serie – zuletzt wurde Mainz-Bretzenheim deutlich mit 32:24 bezwungen. Vielmehr als die gewonnen Zähler machen aber Auftreten, Körpersprache sowie Art und Weise des Miezen-Spiels Hoffnung für die anstehenden „acht Endspiele“ um den Verbleib in Liga zwei.
Mit Miriam Moll haben die Moselanerinnen seit einem Monat eine Mentaltrainerin im Boot, deren Arbeit sich nicht nur auszahlt, sondern auch bei allen Beteiligten großen Anklang findet. „Wir haben uns bewusst für diesen Weg entschieden, denn die Mädels können alle Handball spielen“, sagt MJC-Vorstand Jürgen Brech und ergänzt: „Miriam hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, den Spielerinnen neues Selbstvertrauen und Optimismus einzuhauchen.“
Innerhalb kürzester Zeit ließen sich die Moselanerinnen auf Moll ein, auch weil die Mannschaft zu Beginn der Spielzeit mit Susanne Herber bereits positive Erfahrungen im Bereich des Mentaltrainings gemacht hat. „Das hat für den schnellen Einstieg unheimlich geholfen, die Spielerinnen waren offen“, so Moll. Der Kontakt zu den Miezen ging von der 47-Jährigen selbst aus, die bislang mit Handball wenig am Hut hatte, die glorreichen Zeiten der Miezen aber miterlebte und zuletzt auch die Gegenwart in den Medien mitverfolgte.
„Das war schon heftig, was dort auf die Spielerinnen eingeprasselt ist und diese Thematik hat mich extrem gereizt“, erzählt Moll voller Begeisterung. Moll ist Coach für Unternehmen, Führungskräfte und Manager, aber auch Privatpersonen sowie Sportler zählen zu ihren Kunden. „Diese Herausforderung, die Facetten meines Berufs in ein Bundesligateam einzubringen, war für mich extrem spannend und aus diesem Grund habe ich Jürgen Brech angeschrieben.“
Und Brech kam auf Moll zurück, nahm nach der 19:24-Niederlage gegen Haunstetten Kontakt auf mit der Bitte, dass es so nicht weitergehen könne. Nach knapp vier Wochen der Zusammenarbeit haben die Miezen nicht nur zwei Siege eingefahren, sondern sind auch als Team wieder zusammengerückt. „Als ich angefangen habe, habe ich eine sehr frustrierte Mannschaft erlebt, gezeichnet durch viele Rückschläge“, erzählt Moll und ergänzt: „Wir haben keine Wunderdinge vollbracht, aber die Mädels haben wieder ein Lächeln im Gesicht. Spielfreude und Leichtigkeit sind zurückgekehrt.“
Lösungs- und ressourcenorientiert, so beschreibt die gebürtige Baden-Württembergerin die Arbeit mit den Handballerinnen, „bei der es vorrangig erst mal darum ging, den negativen Kreislauf zu stoppen“, denn auch wenn der Druck immens ist, „ dass sie es können war kein Geheimnis, einzig die Umsetzung wollte nicht funktionieren.“ Und Molls unterschiedliche Maßnahmen – unter anderem Sporthypnose, Team- oder Krisencoaching – zeigten Wirkung. Die Miezen haben sich auf Moll eingelassen, nehmen die 47-Jährige, die in ihrer Laufbahn mit vielen erfolgreichen Menschen zusammengearbeitet hat, an und dürfen weiter hoffen. „Miriam hat uns bisher sehr geholfen und wir sind sehr froh, dass sie bei uns ist“, sagt auch Trainerin Cristina Cabeza.
Ob es am Ende zum Klassenerhalt reicht, da will sich auch Moll nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, da die Aufgabe nicht nur ein echtes Pfund ist. „Viele Faktoren spielen hier eine Rolle, Garantien gibt es keine“, sagt die Mentaltrainerin, ergänzt aber mit einem Lächeln: „Ich habe in meinem Beruf gelernt, dass Menschen viel mehr bewältigen können, als sie sich selbst – oder andere ihnen – zutrauen. “ Und Leichtigkeit und Spielfreude sind wahrlich keine Nachteile im Abstiegskampf.